Was schon lange unser Wunsch war, nämlich ein Treffen mit einem Verantwortlichen für den Hamelner ÖPNV, wurde am 15.01. 25, realisiert: fast anderthalb Stunden nahm sich Holger Waldhausen, der Geschäftsführer der Hamelner Öffis, für uns Zeit, zum gegenseitigen Kennenlernen, aber auch zum Meinungsaustausch über einige konkrete Ideen und Fragen aus unserer Gruppe. Spannend dabei besonders seine Ausführungen zum Thema „Fahrradmitnahme“.
Ohne den öffentlichen Personen-Nahverkehr gibt es keine Verkehrswende, und auch all unsere schönen Ideen von Straßen- und Quartiersberuhigung, z.B. durch Einbahnstraßenregelungen oder die Installation modaler Filter, sind von der Akzeptanz der Öffis und der Kompatibilität mit den Bedürfnissen des Busverkehrs abhängig.
Daher stellten wir uns als Partner, und nicht als Gegner, vor, was auch positiv aufgenommen wurde. Gerade was die Belange des Klima- und Umweltschutzes angeht, erlebten wir mit Herrn Waldhausen einen überraschend engagierten Gesprächspartner, der nicht nur das Ziel, mehr Fahrgäste in die Busse zu locken, verfolgt, sondern der auch eigene Initiativen zur Dekarbonisierung vorstellte – z.B. den zukünftigen Einsatz von E-Bussen. Auch viele unserer Ideen stießen bei ihm auf eine positive Resonanz – allerdings nur, solange sie die Abläufe und die Fahrpläne nicht durcheinanderbringen.
Auch machte Herr Waldhausen deutlich, dass das sog. „Bestellerprinzip“ im öffentlichen Personennahverkehr dazu führt, dass die zuständigen Behörden (Landkreis als Aufgabenträger, Stadt) als Auftraggeber fungieren, und die Öffis selbst relativ wenig Gestaltungsraum haben und im Prinzip nur die von der Politik erteilten Aufträge ausführen – insofern obliegt es ihnen nicht, eigenmächtig Linienführungen oder die Fahrplan-Taktungen zu verändern; auch wenn sie mithilfe einer Optimierungssoftware – und einer gerade abgeschlossenen Bürgerbeteiligung – durchaus an Verbesserungen arbeiten.
Wir lernen daraus, dass wir unsere Ideen aber wohl an anderer Stelle, z.B. der Verkehrsbesprechung der Stadt, vortragen müssen.
Danach rückte das Thema „Fahrradmitnahme in Linienbussen“ in den Fokus; ein Aspekt, bei dem sich Rad- und Busverkehr ergänzen können und über das unser Nahverkehrsunternehmen auch autonom entscheiden kann. Wir wollten genauer erfahren, ob und unter welchen Bedingungen in den Linienbussen die Fahrradmitnahme eigentlich erlaubt ist.
Die gute Nachricht: ja, Fahrradmitnahme ist möglich, und sie ist kostenlos – dafür gibt es in den Bussen auch eine entsprechende Sondernutzungsfläche.
Die schlechte: ob das klappt, hängt aber davon ab, dass der Bus nicht voll ist und dass nicht z.B. Rollstühle oder Kinderwagen dort abgestellt sind – in all diesen Fällen haben die Radfahrenden das Nachsehen. Und: letztlich entscheidet der Fahrer über die Mitnahme des Rades – wenn auch nicht nach Gutdünken, die Nicht-Mitnahme soll die Ausnahme bleiben.
Was Herr Waldhausen dann einräumte, war die grundsätzlich erlaubte und kostenfreie Fahrradmitnahme etwas offensiver bekannt zu machen – denn viele Radfahrende in Hameln wissen davon gar nichts.
Anschließend sprachen wir über das Thema „Rad-Bus-Spuren“, die wir uns für einige Hamelner Innenstadt-Straßen vorstellen können, z.B. für die Deisterstraße oder die Brücken, wenn dort der MIV eine Spur „verlöre“. Auch hier signalisierte Herr Waldhausen keine Einwände, solange die Busse keine Zeit durch langsam fahrende Radler verlören. Dies – so machten wir deutlich – würde aber gar nicht passieren, da die Busse auf solchen für sie und die Radler exklusiv reservierten Spuren deutlich zügiger vorankommen könnten als wenn sie sich in den Kfz-Stau einreihen müssen.
Abschließend ging es noch um einige Aspekte, die über den Bereich der Kernstadt hinausgehen, wie die dort abnehmende Attraktivität des ÖPNV. Dies, wie vieles andere von uns Vorgetragene, war Herrn Waldhausen bewusst, und er vermittelte uns den Eindruck, dass sein Verkehrsunternehmen gut aufgestellt ist und selbstbewusst die vor ihm liegenden Aufgaben angeht.
Insofern war das Gespräch nützlich und wichtig, auch wenn es keine unmittelbaren konkreten Auswirkungen hatte. Und: mit den Hamelner Öffis haben wir uns einem weiteren wichtigen Player der lokalen Verkehrsplanung vorgestellt und dabei durchaus Kooperationsbereitschaft erkannt, auf die zu gegebener Zeit zurückgegriffen werden kann.