Immer mehr Kinder werden von den Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht statt zum Beispiel mit dem Fahrrad zu fahren. Auch in Hameln?
Die Initiative Rad-Verkehrswende Hameln JETZT wollte das herausfinden – und hat die Schulen befragt.
Fast jedes zweite Grundschulkind in Deutschland wird regelmäßig mit dem Auto zur Schule gebracht; an den weiterführenden Schulen sieht es meist nicht viel anders aus. Staus vor den Schulen zu Unterrichtsbeginn und -ende, Abgas- und CO2-Belastung, Unfälle und, nicht zuletzt, unselbständige und unbewegliche Kinder sind die Folge.
Viele Eltern erlauben den Kindern nicht, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen, weil sie dies für zu gefährlich halten. “Viel zu viel Verkehr” lautet manchmal die paradox anmutende Begründung für den überbehütenden Shuttle-Dienst. Aktuelle Studien kommen daher zum Ergebnis, dass es mit dem Fahrradfahren bei Kindern quantitativ und qualitativ bergab geht.
(Wir berichteten: https://rad-verkehrswende-hameln.de/aktuelles/kinder-und-jugendliche-fahren-weniger-und-schlechter-fahrrad/)
Das erfüllt uns als Rad-Initiative natürlich mit Sorge, denn so lernen manche Kinder die gesunde, klima- und ressourcenschonende Fortbewegungsart auf dem Rad gar nicht erst kennen.
Und da wir uns für die Situation in Hameln interessieren, wollten wir wissen, wie groß das “Elterntaxi”-Problem eigentlich an Hamelner Schulen ist.
Daher haben wir einen Fragebogen zu dem Thema entwickelt, den wir Anfang Mai 2025 allen 25 Hamelner Schulen zugesandt haben, mit der Bitte um Beantwortung im Zeitraum eines Monats.
Knapp ¾ der angeschriebenen Schulen (18), gaben uns dies Feedback; und das Resümee fällt wenig überraschend aus: zwar sahen immerhin 6 Schulen keine oder fast keine Probleme, aber auch in Hameln stellen an 2/3 der Schulen „Elterntaxis“ ein Problem dar; an 4 der antwortenden Schulen ist dies Problem offenbar akut. (Alle Fragen und die Auswertung der Antworten finden Sie hier.)
Wir wollten dann weiter wissen, welche Gefahren die Schulen in den Elterntaxis sehen, ob – und gegebenenfalls welche – Gegenmaßnahmen ergriffen wurden, und wie diese gewirkt haben.
Und die Antworten zeigen: unsichere und unselbständige Kinder sehen die Schulen als Hauptkonsequenz der Helikopter-Eltern an – und damit das Gegenteil dessen, was diese eigentlich erreichen wollen, nämlich Sicherheit für ihre Kinder. Ein möglicherweise überraschendes Ergebnis.
Der Leidensdruck war bei vielen Schulen offenbar so hoch, dass doch schon recht häufig Maßnahmen ergriffen wurden, um den Problemen Herr zu werden. Meist waren das Versuche, das Thema intern anzugehen, etwa durch Appelle oder Vereinbarungen mit Elternvertretungen; nur in wenigen (vier) Fällen hat man sich an die Behörden gewandt und um Abhilfe gebeten.
Zwar kann man nicht sagen, dass diese Maßnahmen allesamt erfolglos waren – immerhin die Hälfte der antwortenden Schulen sah danach Verbesserungen – aber gerade behördliche Eingriffe sind kaum erfolgt und bisher auch fast ohne echte Konsequenzen.
Insofern kommt man, wenn man über mögliche Konsequenzen aus dem Ergebnis der Befragung nachdenkt, an verkehrsregelnden Maßnahmen der Kommunen gar nicht vorbei.
„Tempo 30“, oder die temporäre Sperrung der Straße vor der Schule in den Zeiten rund um Schulbeginn und -ende (die sog. „Schulstraße“) bieten noch viel Potential, Elterntaxis zu verringern oder zu verhindern – zumal solche Maßnahmen nach dem neuen Straßenverkehrsgesetz von den Kommunen viel leichter umgesetzt werden können als zuvor.
Aber das muss sich wahrscheinlich an Schulen und in Rathäusern erst noch herumsprechen…
Vielleicht ist eine weitere schulintern einzurichtende Möglichkeit, die Kinder aus den Autos auf die Fahrräder zu bringen, der sog. „Bici-Bus“: dabei holen z.B. ehrenamtlich tätige Eltern die Kinder – nach dem Modell des amerikanischen Schulbusses – zu Hause ab, und gemeinsam radelt der immer größer werdender Treck von Fahrrädern dann zur Schule. ( BiciBus – Allgemein )
Bici-Bus statt Elterntaxi – wäre das nicht auch etwas?
Wir denken nun darüber nach, im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche im September dazu einen Pilotversuch zu starten.
Zu anderen Konsequenzen aus der „Elterntaxi“-Befragung sind nun die Schulen und Kommunen am Zug.