Wo wir stehen, und wohin wir gehen

Der Sommer 2024 ist Geschichte, und er sah eine Vielzahl von Aktionen von uns, gipfelnd in dem Aktionstag auf dem 164er Ring am 21. September.
Es ist Herbst geworden, und nun stellt sich für uns als Rad-Initiative umso dringlicher die Frage: Wo stehen wir? Was haben wir erreicht, was nicht, und wie geht es weiter?


Zunächst ist nüchtern zu konstatieren, dass die von uns mit der Vorlage unseres Konzepts im Mai 2023 angestrebte “Rad-Verkehrswende JETZT” bisher nicht geschehen ist. Ja, es gab einige Verbesserungen bei der Markierung von Radstreifen und Kreuzungen, besonders im Bereich der “Rad-Vorzugsroute 1” (Wegfall einiger Parkplätze auf der schon zuvor als “Fahrradstraße” ausgewiesenen Scharnhorststraße, deren Verlängerung in Richtung Oststadt).

Aber der angestrebte Paradigmenwechsel, weg vom motorisierten Individualverkehr, weg von versiegelten, nur der Flüssigkeit des Autoverkehrs dienenden Flächen hin zu verkehrsberuhigten, begrünten, für Radverkehr attraktiven Quartieren und Straßen hat nicht stattgefunden.

Neben einer ungünstigen Stimmungslage in der gesamtdeutschen Gesellschaft und Politik für eine Mobilitätswende hat dies auch zu tun mit einer sehr zurückhaltenden lokalen Politik, einer in Teilen zwar kooperativen, aber überlasteten Verwaltung, einer skeptischen Presse. Die Vorstellung unserer Konzepte und unsere Dialogbereitschaft mit allen genannten Akteuren hat hier leider bisher nur wenig Früchte getragen – wir haben die Dicke der zu bohrenden Bretter unterschätzt, sind aber sind nach wie vor davon überzeugt, dass unsere Konzepte einen effektiven und effizienten Beitrag zur Verkehrswende darstellen.

Es bleibt also viel zu tun, und dies an vielen “Baustellen” der Stadt.

Wir haben uns in den vergangenen Monaten vor allem um das Quartier 164er Ring/Scharnhorststraße gekümmert – quasi als Pilotprojekt, aber auch, weil unsere Kapazitäten endlich sind und eine Priorisierung daher nötig war – aber natürlich gibt es eine Reihe weiterer Themen und Orte, wo wir uns engagiert haben und dies weiterhin tun wollen: die Bahnhofsgegend mit der Kaiserstraße, die immer noch vierspurigen Wälle und Brücken, die Altstadt (Kopmannshof und Papenstraße), und und und…

Doch alles gleichzeitig geht nicht. Es ist erneut notwendig, eine Prioritätenliste von Themen und Stadtvierteln zu erstellen, in denen wir uns in den kommenden Wochen und Monaten besonders engagieren wollen – ohne die anderen Themen ad acta zu legen oder im Falle aktueller Entwicklungen flexibel sein zu können.

Genau dies ist nun beim letzten Plenumstreffen am Dienstag, 29.10. 24 geschehen: in einem demokratischen Abstimmungsprozess aller Anwesenden. unter zusätzlicher Vergegenwärtigung von Kriterien wie “Machbarkeit”, “Akzeptanz”, “Aufwand”, “Zukunftspotenzial”, wurden aus einer Liste von 14 Themen 5 herauskristallisiert, denen wir nun unser Haupt-Augenmerk schenken wollen.

Top-Thema bleibt nach der Abstimmung dabei zunächst die “Verkehrsberuhigung 164er Ring und Scharnhorstviertel”, zu dem ja unser Antrag an die Ratsfraktionen nach wie vor auf dem Tisch liegt und eine Unterschriftenliste von immerhin ca. 300 Unterschriften auf die Übergabe wartet. Auf den weiteren Plätzen folgen das Bahnhofsquartier mit der Kaiserstraße, dann die Brücken und Wälle – beides Stadtviertel, die aktuell auch in Verwaltung und Politik Thema sind. Insofern ist diese Prioritätensetzung auch logisch und nachvollziehbar.


Auch das Thema mit den viertmeisten Punkten, die “Rad-Vorzugsroute 1”, kann man ähnlich einordnen; den 5. Platz “teilen” sich die dagegen nicht auf ein bestimmtes Quartier ausgerichteten Themen “Unfallschwerpunkte” und “Neuaufteilung des öffentlichen Raums” – zu der derzeit ja ein Studienprojekt der Hochschule Hannover läuft.


So haben wir nun also eine Richtschnur, wie es weitergehen kann.


Schon am 13. November gibt es dabei die Gelegenheit, das in dem Votum top-platzierte Thema mit dem Oberbürgermeister der Stadt zu besprechen. Claudio Griese hat am Aktionstag auf dem 164er Ring teilgenommen und auch bei unserem ersten Gespräch vor einem Jahr durchblicken lassen, dass er unserem Antrag gegenüber nicht völlig abgeneigt ist. Daher schaun wir doch mal – wir bleiben jedenfalls beharrlich und motiviert, bei ihm und anderswo für die aus unserer Sicht notwendigen Veränderungen zu werben.

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