Bevor das Jahr zu Ende geht, ist es Zeit zurückzublicken auf das, was wir uns für 2024 vorgenommen hatten und was wir erreicht haben. Um es in aller Kürze zu sagen: wir waren sehr aktiv – die Hamelner Entscheidungsträger in Sachen Verkehrswende dagegen weniger…
Anfang des Jahres hatten wir uns ja ganz bewusst eine Agenda gesetzt, die wir abarbeiten wollten (nachzulesen unter Aktuelle Projekte 2024 – Rad-Verkehrswende Hameln ) – das war schon deshalb eine gute Idee, weil wir so nun sehr gut Bilanz ziehen können, wie weit wir gekommen sind, und Folgerungen für 2025 ziehen können.
Na, dann schau’n wir doch mal auf die damals verabschiedeten Punkte:
1. Vorbereitung […] der ‚Europäischen Mobilitätswoche‘ (EMW) vom 16.–22.09. 24:
U.a. sollte es “eine Radtour zu neuralgischen Punkten in Hameln” mit dem OB geben und “eine Rad-Sternfahrt der Ortsbürgermeister zum Rathausplatz, wo dann Aktionen stattfinden”. Gedacht war dabei an “die Einweihung einer Fahrradstraße; Fachvorträge; Filmvorführungen, u.v.m.”
Tatsächlich war die EMW sicherlich unser Highlight des Jahres, sowohl was unsere Anstrengungen, als auch was die daraus resultierenden Aktionen betraf. Auch wenn sich manches am Ende anders gestaltete – so wurde keine Fahrradstraße eingeweiht, die Ortsbürgermeister waren an einer Radtour nicht interessiert und die Radtour mit Claudio Griese fand, da gut durch die Polizei abgesichert, eher in einem rollenden goldenen Käfig statt – wurde die EMW von uns andererseits noch durch Vorträge von Horst Maler zu seiner Radreise nach Spanien und Heinrich Stößenreuther aus Berlin zu Mobilität in Städten (s.u. 5.) aufgewertet.
Der “Aktionstag” als Höhepunkt fand dann nicht auf dem Rathausplatz, sondern auf dem 164er Ring statt, weil wir so gleichzeitig unseren Antrag zur Einrichtung eines modalen Filters am 164er Ring und zur Einrichtung von Anwohnerparkplätzen in der Scharnhorststraße” (s. 3.) unterstützen wollten. Die Veranstaltung war, auch wetterbegünstigt, ein voller Erfolg, sie endete mit einer Filmvorführung mitten auf der Straße. (Mehr dazu bei Unsere Aktionen zur „Europäischen Mobilitätswoche“ – Rad-Verkehrswende Hameln)
Leider zeigte sich allerdings schnell, dass nicht nur die lokale Presse über keine der Veranstaltungen berichtete, sondern auch bei Verwaltung und Politik keine Reaktion erfolgte – mehr dazu unten…
2. Projekt ‚Innenstadtbelebung durch Radverkehr‘ an der Hochschule Weserbergland (HSW)
Mit der Stadt Hameln sollte “auf wissenschaftlicher Grundlage untersucht werden, ob die Stärkung des Radverkehrs – auch zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs (MIV) – auch in Hameln zur Innenstadtbelebung und Vitalisierung der heimischen Wirtschaft beitragen kann…”
Es kam dann etwas anders: an der HSW konnte das Projekt nicht durchgeführt werden, die Hochschule Hannover sprang dafür ein, führte nach umfangreichen Vorbereitungen im Dezember in der Innenstadt Befragungen durch und präsentierte die Ergebnisse am 19.12. im Rathaus der Stadt Hameln, in Anwesenheit von OB Griese und Vertretern der Wirtschaft (Projekt „Belebung der Hamelner Innenstadt“ bringt eindeutiges Ergebnis – Rad-Verkehrswende Hameln).
Die wichtigste Erkenntnis: die Skepsis der hiesigen Geschäftsleute, was eine mögliche Einschränkung des MIV betrifft, ist unangebracht: so wie in anderen Städten, würden auch in der Hamelner Innenstadt nicht nur das Klima, sondern auch Handel und Gastronomie profitieren.
Es bleibt nun abzuwarten, ob und welche Konsequenzen aus diesem Ergebnis gezogen werden.
3. Durch Verringerung des MIV Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in der Oststadt
(Gemeint ist das Quartier 164er Ring / Scharnhorststraße)
Obwohl tatsächlich einige Parkplätze auf der Scharnhorststraße entfallen sind und die dortige Fahrradstraße verlängert wurde, hat es bisher keinen wirklichen Paradigmenwechsel, weg vom motorisierten Individualverkehr hin zu verkehrsberuhigten, begrünten, für Radverkehr attraktiven Quartieren und Straßen, gegeben. Mehr noch, der Oberbürgermeister hat uns in einem Gespräch am 12.11. klar zu verstehen gegeben, dass es hier b.a.W. keine Veränderungen geben werde (s. Besuch beim OB – Rad-Verkehrswende Hameln).
4. Verbesserung der Rad-Infrastruktur in der Südstadt
(Gemeint ist der Bereich Bahnhofsvorplatz, Kaiserstraße, Kreuzstraße, Hastenbecker Weg)
Robert Lendeckel als Mitglied unserer Initiative und als Hamelns “Fahrradbeauftragter” ist hier sehr bemüht gewesen, unsere Vorschläge zu unterbreiten und aktiv an der sowieso anstehenden Umgestaltung des Viertels mitzuwirken.
Allerdings wirken hier neben der Stadt auch mächtige andere Akteure (Deutsche Bahn AG, Öffis) mit, so dass zuletzt vom Rat beschlossen wurde, weder an der Deisterstraße noch an der Kaiserstraße irgendetwas zu investieren oder zu ändern, solange durch die Bahn anstehende Brückenbauarbeiten noch nicht durchgeführt wurden (vgl. https://www.dewezet.de/lokales/hameln-pyrmont/hameln/stadtrat-von-hameln-verschiebt-mangels-geld-und-personal-sanierung-der-maroden-kaiserstrasse-6OEE526JHFGL7MB4KD62OUNDGY.html).
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass wir und unsere – zum Teil ja einfach umsetzbaren – Vorschläge noch zu wenig gehört werden. Hier sind wir 2024 daher kaum vorangekommen.
5. Gespräche und Vorträge
Die “…Fortsetzung der Dialoge mit den relevanten Funktionsträgern” war intendiert; des weiteren “im April oder Mai zum einjährigen Jubiläum der Vorstellung unseres Konzeptes eine öffentliche Veranstaltung, z.B. die Einladung eines Verkehrsexperten”
Statt zum “Jubiläum” im Mai (Ein Jahr Initiative Rad-Verkehrswende – Rad-Verkehrswende Hameln) hat Heinrich Stößenreuther in der EMW referiert – leider waren bei dieser ansonsten gut besuchten Veranstaltung fast keine Vertreter der Parteien oder der Verwaltung anwesend (s. 1. & Beitragsbild).
Ein Gespräch mit den Öffis ist bisher, trotz mehrerer Versuche, auch noch nicht zustande gekommen – dies soll sich aber im Januar 2025 ändern. Ansonsten wurden die Gespräche mit zahlreichen Entscheidungsträgern zwar, wie oben geschildert, tatsächlich fortgesetzt, sie haben aber bisher kaum weiter geführt. Wir haben auch nicht das Gefühl, dass z.B. die Stadtverwaltung aktiv das Gespräch mit uns sucht, um uns in Planungs- und Lösungswege einzubeziehen – so wie das anfangs zu vernehmen war.
Resümee und Ausblick
Die Gesamtbilanz 2024 fällt durchwachsen aus: wir haben unser Möglichstes getan und ja, es gab Verbesserungen, aber es gab nicht den großen Wurf – nicht fürs Klima und nicht fürs Radfahren in Hameln.
Besonders was die größeren Verkehrsprojekte betrifft (164er Ring, Deisterstraße, Kaiserstraße) scheint “Stillstand” das Programm der Stunde zu sein – dem werden wir etwas entgegensetzen: bei Oststadt, Südstadt und Innenstadt bleiben wir am Ball, nicht zuletzt aufgrund des eindeutigen Ergebnisses des Studienprojekts.
“Brücken und Wälle” sind ein weiteres großes Thema, und unsere Vorschläge vom Mai 2023 bieten nicht nur hierfür weiterhin Lösungsansätze, die noch zu wenig Beachtung finden, auch weil sie oft kostengünstig sind.
Mit einer “Agenda 2025” werden wir daher Anfang des Jahres erneut auf den Plan treten, um beharrlich an unseren Zielen zu arbeiten. Nein, nicht an unseren Zielen, denn eine grünere, ruhigere, klimafreundlichere und lebenswertere Stadt ist doch eigentlich im Interesse aller!
Natürlich gab es noch weitere Aktivitäten von uns im Jahr 2024 – hier eine Auswahl:
– Mi. 14.02.24 Pavillon VHS / Musikschule Waterloostr. „Bürgerdialog“ Verkehrsberuhigung um den 164er Ring
– Sa. 04.05.24, Wochenmarkt, Infostand mit Unterschriftensammlung zur Verkehrsberuhigung 164er Ring
– Sa. 25.05.24 Pferdemarkt „Lebendige Demokratie – Mal drüber reden“ – Wem gehört die Straße / Gesprächsstand
– Sa. 01.06.24 ECE „Toleranzräume“, Aktionsstand mit Fußbodenzeitung
– Sa. 22.06. 24 Wochenmarkt, Infostand mit Unterschriftensammlung zur Verkehrsberuhigung 164er Ring
– Fr. 09.08.24 Fahraddemo, „Für bessere Radwege in HM“
– Sa. 17.08. 24 Wochenmarkt, Infostand mit Unterschriftensammlung zur Verkehrsberuhigung 164er Ring
– Sa 10.08.24 Pferdemarkt „Umwelttag“ Infostand
– Mo. 16. – So. 22.09. verschiedene Ort / verschiedene Veranstaltungen Europäische Mobilitätswoche, siehe auch Text!
– Mo. – Di. 16. – 17.12.24 Bahnhof Hameln, „Schön, dass du mit dem Rad gekommen bist“ Weinachtsschokolade an alle Radfahrer