Kinder und Jugendliche fahren weniger und schlechter Fahrrad

Mehrere Studien und Stellungnahmen der jüngeren Zeit lassen aufhorchen, und kommen zum selben Ergebnis: mit dem Fahrradfahren geht es bei Kindern und Jugendlichen bergab, und zwar quantitativ und qualitativ.

Sowohl der VCD (Verkehrsclub Deutschland) in einer Studie, die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), als auch die Präsidentin der Deutschen Verkehrswacht, Kirsten Lühmann, kommen übereinstimmend zu der Einschätzung, dass Kinder immer schlechter und immer weniger Fahrrad fahren.

Auch über die Gründe ist man sich weitgehend einig: es sind vor allem die Eltern, die keine Zeit haben oder finden mit den Kindern Radfahren zu üben, oder die im Gegenteil aus falsch verstandener Sorge den Kindern jeden eigenen Weg abnehmen. Während 1972 noch 92% aller Erstklässler allein zur Schule fuhren, wird heutzutage etwa die Hälfte der Kinder mit dem Auto zur Grundschule gebracht.

So steigen auch die Durchfallquoten der Kinder bei der Fahrradprüfung kontinuierlich an und liegen bei manchen Schulen inzwischen bei 40%. Vor allem Kinder in Städten, Mädchen mit ausländischen Wurzeln, sowie übergewichtige und überbehütete Kinder weisen laut Studie deutliche psychomotorische Schwächen auf.

Schulen versuchen dagegen zu halten, üben länger für die Fahrradprüfung und nehmen vermehrt Radfahren in den Kanon der im Sportunterricht angebotenen Sportarten auf. Auch weiterführende Schulen verstärken ihre Anstrengungen, mehr Schülerinnen und Schüler aufs Rad zu kriegen, schaffen Räder an und nutzen das Lernfeld „Rollen und Gleiten“ zum Radfahren – dessen Inhalt zuvor vor allem aus Skifahren und Inline-Skating bestand.

All dies kann aber höchstens abmildern, was durch die veränderte Kindheit, mit ihren digitalen Verlockungen, und eine veränderte Elterngeneration, die sich ganz gut damit arrangieren kann, dass ihre Kinder lieber „sicher“ zu Hause vor dem Bildschirm als mobil auf dem potentiell gefährlichen Fahrradsattel sitzen, verloren gegangen ist.

Auch Jugendliche fahren weniger Fahrrad – für sie ist der hippe E-Roller – bei dem man nicht selbst treten muss, sondern eigentlich „gefahren wird“ – die zunehmend attraktivere Variante solange sie noch nicht Auto fahren dürfen. Der E-Roller schult zwar auch das Gleichgewichtsgefühl, die motorischen Defizite im Kraft-Ausdauerbereich werden damit aber eher zementiert.

Insgesamt keine gute Entwicklung, insbesondere wenn man auch noch die Aspekte „städtische Infrastruktur“ und „klimaschonende Mobilität“ berücksichtigt.
Studien belegen nämlich auch beim Thema „Fahrradfahren“ den alten Leitsatz, dass Hans nicht mehr lernt, was Hänschen nicht gelernt hat.
Und wenn schon Hänschen Kfz-Parkplätze statt Radwege fordert, wird Hans nichts anderes tun…

Fotoquelle: © Jure Gasparic

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