Redebeitrag zur Klimademo am 15.09. 23

Die Gesetzte der Natur sind nicht im Parlament beschlossen worden.

Deshalb macht es einen Unterschied, ob Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler vorrechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit demnächst welche Höhe an Erderhitzung erreicht werden wird, oder ob Verfassungsrechtler und Verfassungsrichter, wie kürzlich geschehen, klarstellen, dass unsere Verfassung uns zu wirksamen Maßnahmen gegen die Erderwärmung verpflichtet.

Aber es ist jetzt schon klar, dass Deutschland seine Klimaziele 2030 nicht erreichen wird. Damit bricht die Bundesregierung also anhaltend deutsches Recht, sie handelt illegal – und demokratiegefährdend, denn es ist nicht nur unklug, sondern auch ungerecht, wenn die deutsche Gesellschaft unter Führung ihrer Regierung, weiterhin so viele fossile Energien verbrennt und CO2 in die Luft pustet, wohl wissend, dass damit folgende Generationen kaum noch Freiräume für demokratische Entscheidungsprozesse haben werden, weil sie extrem stark verzichten müssen um Naturkatastrophen zumindest einigermaßen einzudämmen.

Für das Aufweichen der Klimaziele ist zuvorderst der Verkehrssektor verantwortlich – und dennoch meidet die Regierung gerade dort Begriffe wie “Verbot” oder “Verzicht” wie der Teufel das Weihwasser; dringend notwendige und schnell umsetzbare Maßnahmen wie Tempolimits oder die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs erfolgen nicht, sodass die Verlagerung des Verkehrs auf Fahrrad, Bus und Bahn nicht geschieht; im Gegenteil, in Deutschland fahren immer mehr und immer größere PKWs; Autoposer machen die Städte unsicher.

Es sind also nicht nur “die Politiker” schuld, sondern leider auch viele Bürgerinnen und Bürger, die scheinbar keine Lust mehr auf Klimaschutz haben, die zum Teil mehr Angst davor als vor der Klimakatastrophe zu haben. Klimaschutz ist für viele zum Kulturkampf geworden.

Tja, und, wie sieht es in Hameln aus? – Verblüffend ähnlich!

Auch hier in unserer kleinen Stadt gibt es, was den Verkehrssektor betrifft, mahnende Stimmen aus der Wissenschaft, dass nämlich in Hameln mit mehr als 50% vergleichsweise besonders viele klimaschädliche Abgase aus dem Straßenverkehr kommen, auch weil hier nach wie vor mehrere große Bundesstraßen mitten durchs Stadtgebiet verlaufen.

Und als Konsequenz gibt es auch hier Beschlüsse des Stadtrates, wie das “Integrierte Stadtentwicklungskonzept” von 2020, nach dem z.B., Zitat: “die innerstädtischen Haupterschließungsstraßen zurückzubauen und Alternativen zum Auto zu bieten” sind. Zitat Ende. Geschehen ist seither leider wenig.

Als wir, die “Initiative Radverkehrswende Hameln JETZT” im Frühjahr nichts anderes taten, als die Stadt an diese ihre eigenen Beschlüsse zu erinnern und konkrete Schritte zur Umsetzung vorzuschlagen, schlug uns zum Teil ähnlich wütende Ablehnung entgegen, wie sie zur Zeit leider auch die Verkehrs-Debatte in ganz Deutschland prägt.

Statt gemeinsam und zivilisiert über die Verteilung des knapper werdenden Raums auf den Straßen unserer Stadt neu zu verhandeln, ist der Ton dort rauer geworden: als Fahrradfahrer erlebt man immer wieder, dass Autofahrer ganz ungeniert auf Radwegen parken; eine Behandlung aller Verkehrsteilnehmer auf Augenhöhe sucht man oft vergeblich, z.B. wenn an den großen Kreuzungen die eine Ampel auf grün schaltet und die Autos davonfahren, während man selbst warten muss, bis die erste von drei Fahrradampeln ebenfalls grün zeigt.

Aber wir sagen hier niemandem den Kampf an, und wir wollen auch nicht nur jammern, sondern werben: in Wahrheit bringt nämlich dennoch der Umstieg auf das Fahrrad als Verkehrsmittel eine Win-Win-(Win-Win-Win-Win-)Situation:
– man pustet kein CO2 und keine Abgase in die Luft;
– man verbraucht kein Benzin, spart damit Geld und schadet übrigens gleichzeitig Putin, dem man damit
nicht die Kriegskasse weiter füllt;
– man bewegt sich, stärkt so Muskeln und Ausdauer;
– und – Überraschung! – man ist sogar meistens schneller am Ziel, denn auf Strecken bis 6 Kilometer, so
hat es eine Studie gerade festgestellt – ist zumindest das E-Bike auch noch schneller als das Auto! .. wie
weit ist es in Hameln von Stadtgrenze zu Stadtgrenze? – genau, 6 Kilometer!
– Und Last but not least: Fahrradfahren macht einfach Spaß!

Und genau das brauchen wir doch: Klimaschutz, der auch Spaß macht, der Lust auf mehr statt Angst vor Verzicht auslöst! Dafür aber sind mehr, und sicherere, Radwege nötig, und weniger Autoverkehr. Wir von der ‚Initiative Radverkehrswende Hameln JETZT‘ setzten uns genau dafür ein, damit z.B. auch Eltern ihre Kinder unbesorgt mit dem Fahrrad zur Schule fahren lassen, statt sie mit dem Elterntaxi zur Schule zu chauffieren.

Die Verkehrswende in Hameln ist möglich – und damit der wichtigste Schritt um hier vor Ort beim Klimaschutz voranzukommen. Mehr Radverkehr erhöht den Druck, diesem auch mehr Raum zu geben. Wer Straßen baut oder ausbaut, wird Auto-Verkehr ernten.
Wer Radwege baut oder ausbaut, wird Radverkehr ernten.

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