Anhand von Tracking-Daten eines Navigationsgeräteherstellers untersuchte DER SPIEGEL für 4 deutsche Metropolen – Berlin, Hamburg, München und Leipzig – die Auswirkungen des Rückbaus von Fahrspuren zugunsten von Radwegen.
Auf den während der Pandemie zunehmenden Radverkehr hatten Kommunen mit der Einrichtung von Pop-up-Radwegen reagiert, die vielerorts in dauerhafte Radspuren umgewandelt wurden. Dies erfolgte häufig durch den Rückbau vierspuriger Straßen und damit auf Kosten des Autoverkehrs, was zu heftigem Streit in den Städten und in Berlin gar zu einer Überprüfung längst beschlossener Projekte führte.
DER SPIEGEL ist daher in einer eigenen Untersuchung der Frage nachgegangen, ob und in welchem Maße sich die Umwidmung von Fahrspuren zu Radwegen auf den Verkehrsfluss auswirkt. Zugrunde gelegt wurden dabei die Tracking-Daten des Navigationsgeräteherstellers TomTom.
Danach haben sich in Hamburg bei den untersuchten Verbindungen nach dem Bau der Radspuren die mittleren Fahrzeiten etwas verlängert.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den betrachteten Straßen in München.
Signifikant waren die Auswirkungen in Leipzig (Leipziger Hauptbahnhof): Kam es auf den 4-spurigen Straßen regelmäßig zu Geschwindigkeitsüberschreitungen, halbierte sich nach dem Rückbau die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Rushour von 33 auf 15 km/h. Trotz der deutlichen Reduzierung der Geschwindigkeiten gab es laut der Leipziger Stadtverwaltung keine längere Stausituation.
In Berlin gab es nach dem Rückbau nur marginale Auswirkungen auf den Verkehrsfluss.
Obwohl sich die Auswirkungen neuer Radspuren auf den Verkehrsfluss in den betrachteten Metropolen deutlich in Grenzen halten, wird weiter heftig gestritten.
Nicht betrachtet wurde der Radverkehr selbst, da die Navigationsdaten keine Aussage darüber zulassen. Allerdings führen einige Kommunen Zählungen durch, um die Auswirkungen des Rückbaus zu evaluieren und Trends abzuschätzen.
Den Artikel „Bremsen Radspuren den Autoverkehr aus?“ findet ihr hier.
Welche Auswirkungen ein Rückbau von Fahrspuren im Einzelfall hat, kann nur durch ein gut vorbereitetes Monitoring ermittelt werden. Genau dies soll(te) beim Verkehrsversuch Deisterstraße durchgeführt werden. Bekanntlich wurde der Versuch ins Jahr 2025 verschoben.